Mühlheim blickt auf eine lange und aufregende Geschichte zurück: vom einstigen kleinen Dorf zur heutigen Stadt mit rund 30.000 Einwohnern in der Metropolregion Rhein Main.
Im heutigen modernen Ambiente finden aufmerksame Interessierte noch heute viele Spuren, die Einblick in die Geschichte und das Leben in Mühlheim zu damaliger Zeit geben.
Das Stadtmuseum wurde 1786 als Gasthaus „Zum goldenen Engel“ gebaut. Ab 1835 diente es als Schule, von 1894 bis 1983 war die Rathausverwaltung in dem Gebäude untergebracht. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss in den 80er Jahren, das Gebäude zum Stadtmuseum umzubauen, nachdem das neue Rathaus am heutigen Standpunkt
am Bürgerpark eröffnet war. Im Herbst 1984 begannen die umfangreichen Umbauarbeiten. Das Ausstallungsmodell im Stadtmuseum wurde speziell für diese Räumlichkeiten vom Architekten Gerald Marx aus Mühlheim entwickelt. Durch das Herausnehmen aller nicht tragenden Wände entstand eine Ausstellungsfläche von ca. 150 qm. Zusätzlich wurden neue sanitäre Anlagen, eine Werkstatt und ein Büro eingerichtet. In Abstimmung mit dem Hessischen Amt für Denkmalspflege wurde die Außenfassade stilgerecht gestaltet. Es handelt sich dabei um ein Bruchsteinmauerwerk, das im Farbton hell-englisch-rot verputzt wurde. Das französische Masardedach erhielt eine original Biber- Schwanzeindeckung. In 2011/12 wurde die Außenfassade grundhaft erneuert und neue Holzsprossenfenster eingebaut.
Marktstraße 2, 63165 Mühlheim
Öffnungszeiten:
Aktuell ist das Stadtmuseum nur nach Vereinbarung mit dem Fachbereich IV (Sport, Kultur und Ehrenamt) der Stadt Mühlheim geöffnet. Bei Interesse melden Sie sich bitte telefonisch unter 06108 - 601 601 oder per E-Mail an kultur@stadt-muehlheim.de. In den hessischen Ferien ist das Stadtmuseum geschlossen.
Noch zu Beginn der 1950er Jahre galt das Gebiet um Mühlheim in archäologischer Hinsicht als „fundarme Steppe“. Genauer: bis dahin gab es vereinzelte Funde, die oft nicht gemeldet wurden und in unbekannte Privathände kamen. Die wenigen bekannt gewordenen Stücke gelangten in auswärtige Museen und gingen dort zum Teil auch wieder verloren.
Erst der Beginn großflächiger Nachkriegsbebauung und der Einsatz ehrenamtlicher Vertrauensleute unter dem Kreisbodendenkmalpfleger Klaus Ulrich, aus denen sich 1970 die „Vor- und frühgeschichtliche Arbeitsgruppe“ um Günter Meyer bildete, beendeten diesen Dornröschenschlaf. Seit dieser Zeit weiß man, dass unsere Region in vorgeschichtlicher Zeit zu den am dichtesten besiedelten Landschaften Deutschlands zählte. Die langjährige Arbeit der Gruppe wurde 1986 mit den Kulturpreisen der Stadt Mühlheim und des Kreises Offenbach sowie 1993 mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst gewürdigt. Ihre beeindruckenden Entdeckungen, oft von überregionaler Bedeutung, sind im 1985 eröffneten Stadtmuseum ausgestellt.
Die dokumentierte Zeitspanne reicht von Neandertalern der mittleren Altsteinzeit und späteiszeitlichen Jägern, über Siedler der Jungsteinzeit, der Bronze- und Eiszeit bis zu frühmittelalterlichen Bauern.
Grund dieser auffälligen Funddichte scheint eine Kombination spezieller Naturfaktoren im Gebiet der heutigen Stadtgemarkung gewesen zu sein. Hauptgestalter der Landschaft war der Main, der im Zusammenspiel mit mehreren Eiszeiten eine weiträumige Terrassenlandschaft entstehen ließ. Schon lange davor flossen im Tertiär vor etwa 15 Millionen Jahren gewaltige Lavaströme vom Vogelsbergvulkan nach Süden, deren Reste heute u. a. den Gailenberg mit rund 130 m über NN bilden. Dieses „Landschaftsangebot“ wurde zu verschiedenen Zeiten von unterschiedlichen Menschengruppen genutzt:
Die Skizze aus dem Jahr 1561, angelegt wegen eines Fischereistreits, zeigt einen noch weitergehend natürlichen Mainlauf. Links unten Dietesheim.
In der Flachwasserzone unterhalb der Basaltschwelle bei Kesselstadt sind mehrere Reusenanlagen zum Fischfang eingerichtet. Die vorgeschichtliche Bevölkerung dürfte die Möglichkeiten zum Fischen und zur Flussüberquerung gekannt haben, denn fast alle im Stadtgebiet nachgewiesenen Kulturepochen sind hier mit Funden vertreten:
Von Dr. Hartmut Gries und Richard Plackinger
Altpaläolithikum: Die Altsteinzeit umfasst den größten Teil der Menschheitsgeschichte. Das Stadtmuseum Mühlheim besitzt eine altpaläolithische Sammlung aus Afrika von überregionaler Bedeutung, die die Evolution der Menschheitsgeschichte zeigen. Diese Steinwerkzeuge sind Altfunde von verschiedenen Expeditionen nach Afrika. Die original Steinwerkzeuge sind in der Abteilung "Evolution des Menschen" ausgestellt.
Schon in der mittleren Altsteinzeit vor mehr als 40.000 Jahren durchstreiften Neandertaler als Jäger und Sammler das Gebiet. Ein besonderer Anziehungspunkt für sie war der Gailenberg, denn hier fand sich Chalcedon, ein Gestein, das beim Zerschlagen scharfe Schneiden liefert. Daraus stellten sie an Ort und Stelle ihre Geräte wie Spitzen, Kratzer und Schaber usw. her und nahmen sie beim Weiterziehen mit. Als Spuren ihrer Arbeit hinterließen sie charakteristische Steinabfälle, so genannte Abschläge. Eine fertige, sorgfältig gearbeitete Spitze stammt ebenfalls von dort, gehört aber typologisch in die erste Hälfte der letzten Kaltzeit und ist daher vermutlich älter als die Abschläge.
In die jüngste Phase der Altsteinzeit vor etwa 11.000 Jahren - die Neandertaler waren bereits ausgestorben - konnten ein Jägerlager östlich der Schleuse an der B 43 datiert werden, das sich als eine der wichtigsten Fundstellen dieser Epoche in Mitteleuropa entpuppte. Nach ihrer Entdeckung durch die Mühlheimer Vertrauensleute der Bodendenkmalpflege Günter Meyer und Richard Plackinger brachten mehrere Grabungen durch Archäologen der Universität Köln bis 1980 die Relikte einer zelt- oder hüttenartigen Behausung mit einer Feuerstelle und einer Lampe in Form eines muldenförmigen Basaltstückes zutage. Die gebogenen Steinobjekte, zumeist Abschläge, aber auch fertige Werkzeuge, waren größtenteils aus Maingeröllen hergestellt und wiesen ihre Hersteller als Angehörige der Federmessergruppen aus, benannt nach den winzigen Messern, mit denen die Schreiber früherer Jahrhunderte ihre Gänsekiele zuspitzten. Die nur wenige Zentimeter großen Steingeräte wurden in Schäfte aus Holz, Geweih oder Knochen eingesetzt. Auf einem Pfeilschaft befestigt, dienten sie als Geschossspitze mit erstaunlicher Durchschlagskraft.
Sie dokumentieren eine Anpassung an die veränderten Lebensbedingungen der Nacheiszeit. Mit der beginnenden Wiederbewaldung waren Jagdtierherden der kaltzeitlichen Steppen abgewandert und hatten einzeln lebenden Waldtieren wie Elch, Rothirsch und Reh ihren Platz überlassen. Der abnehmende Wildreichtum machte jetzt auch kleinere Tiere wie Hasen und Vögel als Nahrungslieferanten wichtig. Ihre Erbeutung wurde durch die Erfindung von Pfeil und Bogen erleichtert. Die Dietesheimer Federmesser lassen vermuten, dass ihre Hersteller den Bogen bereits einsetzten.
Der Begriff Mittelsteinzeit oder Mesolithikum umfasst in Hessen etwa den Zeitraum von 8000 – 5000 v. Chr. Ihr Beginn fällt zeitlich mit dem Anfang der Nacheiszeit (Postglazial) zusammen, ihr Endpunkt wird durch die Einwanderung bandkeramischer Bauer bzw. die Übernahme von Ackerbau und Tierhaltung gesetzt. In manchen Gegenden scheinen
jedoch Ackerbauern und mesolithische Jägergruppen noch längere Zeit nebeneinander existiert zu haben.
Klimatisch entspricht diese Epoche fast schon der Gegenwart. Die rasche Erwärmung nach dem Kälterückschlag der Jüngeren Dryaszeit zwischen 9000 und 8000 v. Chr., in der auch am Main noch einmal eine Tundra entsteht und Rentiere bis in die Gegend von Koblenz vorstoßen, bringt wieder eine Bewaldung mit Kiefern, Birken und später auch Haselnüssen mit sich (SEIDENSCHWANN 1981:83). Damit wird auch zahlreichen Waldtieren die Wiedereinwanderung ermöglicht.
Mit der beginnenden Wiederbewaldung des Holozäns (ab ca. 9.600 v. Chr.) wird das Ende der Eiszeit und der gleichzeitige Beginn der Mittelsteinzeit eingeläutet. Das erfolgreiche Jagen in den Wäldern setzte das Erlernen neuer Jagdtechniken voraus, da die neu aufkommende Fauna sich vom eiszeitlichen Großwild massiv unterschied. Dies wird u. a. auch durch das Aufkommen kleiner Pfeilspitzen (Mikrolithen) belegt.
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurden östlich von Dietesheim an der B 43 Gefäßscherben der ältesten jungsteinzeitlichen Bauernkultur entdeckt, die hier auch die „Neolithische Revolution“ trug: die Umstellung der Ernährung von der Jagd auf den Ackerbau. Obwohl die Scherben damals verloren gingen, weiß man heute durch Parallelfunde, dass sie in eine späte Phase der Bandkeramik um 5.000 v. Chr. fallen. Sie erhielten ihren Namen von den bänderartigen Mustern auf ihren Tongefäßen.
Bandkeramiker Langhäuser waren bis zu 40 m lang und bis zu 8 m breit. Der Holzverbrauch war immens. Wenn die Böden ausgelegt waren, wurde das Dorf verlegt. Die Siedlungen an der Mühlheimer Kläranlage und östlich des Dietesheimer Friedhofs dürften den gleichen Haustypen gehabt haben.
Diese Kultur hatte sich aus dem unteren Donauraum allmählich nach Nordwesten ausgebreitet. Sie errichtete Langhäuser, in denen eine Großfamilie mit Tieren und Vorräten wohnen konnte, beherrschte den Brunnenbau und hielten Rinder, Ziegen, Schafe und Schweine. Angebaut wurden mehrere Weizensorten und Gerste, daneben Bohnen, Lein und Mohn. Zur Ackerlandgewinnung rodete man Wald; die schwere Steinaxt im Stadtmuseum stammt vermutlich aus dieser Siedlung. Sie zeigt auch eine neue Technik der Werkzeugherstellung: Steinbearbeitung durch Beschleifen.
1990 wurde bei der Erweiterung der Kläranlage eine weitere Siedlung entdeckt. Sie lieferte Keramikscherben, Klingen aus Quarzit, sowie zahlreiche ganze oder zerbrochene Reibsteine aus Bundsandstein. Anhaftungen an zwei Läufersteinen bewiesen, dass man damit Farben und Pflanzen zerrieben hatte.
Die Bandkeramik erlosch hier ohne eine Nachfolgekultur. Das ist ebenso ungewöhnlich, wie die Tatsache, dass es im Stadtgebiet nun fast 2000 Jahre lang keine Nachweise menschlicher Siedlungen mehr gibt. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass eine Serie von Klimaverschlechterungen mit Vernässung der Auen von Main, Rodau und Bieber zur Meidung dieses Raumes beigetragen hat.
Erst gegen Ende der Jungsteinzeit erscheinen hier zwischen 2800 und 2200 v. Chr. Die so genannten Becherkulturen, benannt nach ihrer Sitte, Verstorbenen einen Becher in das Grab mitzugeben. Zu ihnen gehören die Schnurkeramiker, die ihre Gefäße durch umlaufende Linien von eingedrückten Schnüren verzierten. Sie wanderten vermutlich von Osten ein und kannten Rad und Wagen.
Dagegen stammte die eher inselartig siedelnde Glockenbecherkultur, deren Becher einer Glocke ähnelten und regional unterschiedliche Verzierungen trugen, aus dem westlichen Europa. Sie besaß bereits Dolche aus Kupfer. Beide Gruppen lebten von Ackerbau, wohl auch von der Weidewirtschaft. Das gilt auch für die etwas jüngere Riesenbecherkultur, die hier eines ihrer südlichsten Vorkommen hatte. Aus diesen Kulturen stammen auch die geschliffenen Steinbeile, die an verschiedenen Stellen in allen drei Ortsteilen gefunden wurden. Es handelte sich jedoch ausnahmelos um Oberflächenfunde oder zufällig beim Sandgraben entdeckte bzw. aus dem Main geborgene Stücke, die sich in keinen Fundzusammenhang mehr einordnen ließen. Ähnliches gilt auch für mehrere unterschiedlich gestaltete Pfeilspitzen aus Chalcedon oder Flint.
Aus spätjungsteinzeitlichen Gruppen entwickelte sich eine Kultur, die Waffen, Geräte und Schmuck aus Bronze (eine Kupfer-Zinn-Legierung) herstellen konnte und schon wegen der Rohstoffbeschaffung über weit reichende Handelsbeziehungen verfügt haben musste.
Das belegt bereits der älteste Bronzegegenstand, der bisher auf Mühlheimer Gebiet gefunden wurde. Die relativ kleine Nadel steckte in der Steinsetzung eines bronzezeitlichen Grabes, das weit jünger als die Nadel war und bei dessen Anlegung man das ältere Grab wohl zerstört hatte. Diese Nadelform erwies sich als singulär im Rhein-Main-Gebiet und seiner näheren Umgebung. Verwandte Stücke stammen aus dem Gebiet um Singen im südlichen Baden-Württemberg und aus der Schweiz. Es handelt sich um einen Import aus der Zeit um 2000 v. Chr., als hier die Technik des Bronzegießers noch unbekannt war und die Bevölkerung noch weitgehend auf der Stufe endneolithischer Bauernkulturen stand. Der Wert dieser Nadel muss damals ungeheuer groß gewesen sein.
Frühbronzezeitliche Nadel mit rhombischer Kopfscheibe und eingerolltem Ende (um 2000 v. Chr.), ein Import aus dem deutsch-schweizerischen Grenzgebiet. Der Schaft ist abgebrochen; Länge noch 8,8 cm. AO: Stadtmuseum Mühlheim.
Etwa 400 Jahre später war die Bronzezeit auch bei uns voll entwickelt und in ihrer mittleren Phase, der Hügelgräberbronzezeit (etwa ab 1600 v. Chr.) im Gebiet repräsentativ vertreten. Ihre Toten bestattete sie oft unter aufgeschütteten Grabhügeln, doch gab es daneben häufig andere Formen der Beisetzung, die auf soziale oder funktionale Differenzierungen innerhalb der Bevölkerung hindeuten.
Wesentliche Informationen darüber lieferten zwei Gräberfelder zwischen Dietesheim und Steinheim mit insgesamt über 80 Gräbern, die im Zeitraum 1950 bis 1981 untersucht wurden. Mit einer Belegungsdauer von rund 500 Jahren gehören sie zu den am längsten genutzten des Rhein-Main-Gebiets. Von den etwa 40 Gräbern auf Mühlheimer Gebiet konnten 21 in die Hügelgräberbronzezeit datiert werden.
In ihnen fanden sich, soweit sie Beigaben enthielten, Gefäße aus Ton in unterschiedlicher Größe und Ausfertigung, aber noch ohne Hilfe der Töpferscheibe hergestellt. Waffen waren außer einigen Pfeilspitzen nicht vertreten. Dagegen zeigten Schmuckgegenstände hier bereits eine Regionalisierung, denn unsere Gegend ließ sich auf Grund formaler Merkmale dem Siedlungsgebiet der „Rhein-Main-Gruppe“ zuordnen, die aber in kulturellem Austausch mit zahlreichen anderen Gruppen stand.
Als Datierungshilfe erwiesen sich Bronzenadeln, die Bestandteile der lokalen Tracht waren und mit denen Frauen von gehobener sozialer Stellung ihre Gewänder am Oberkörper zusammenhielten. Die hier gefundenen „Radnadeln“ mit radförmigem Kopf und charakteristischer Stäbchenkrone gingen als „Typ Mühlheim-Dietesheim“ in die archäologische Wissenschaft ein. Allem Anschein nach wurden sie bereits in der Region gefertigt. Zusammen mit Arm- und Brillenspiralen und den am Unterschenkel getragenen Beinbergen, bei denen es ebenfalls einen „Typ Mühlheim-Dietesheim“ gibt, gehören sie in das 14. vorchristliche Jahrhundert und damit in eine Zeit, als z. B. in Ägypten der junge Pharao Tutenchamun herrschte.
Die Stadt Mühlheim verleiht Nachbildungen dieser Radnadeln als Anerkennung für ehrenamtliches Engagement.
Eine außergewöhnliche Beigabe enthielt ein Grab aus der gleichen Zeit: An der Hüfte des Toten lagen drei bronzene Angelhaken zusammen mit einer Fensterklinge - ein prähistorischer Vorgänger der späteren Dietesheimer Fischer?
Vom „Hasenbeunegewann“ östlich des Grünen Sees stammte ein Bronzedolch, vermutlich ebenfalls aus einem Grab, der in das damalige Heimatmuseum Offenbach gelangte. Weitere Funde dieser Epoche stammen vom südlichen Gailenberg und vom östlichen Neufeld in der früheren Gemarkung Lämmerspiel. Auch im Bereich der Polizeischule lag eine Siedlung vermutlich größeren Ausmaßes, denn zeitgleiche Keramik fand sich bis zum Westende des Offenbacher Neuen Friedhofs.
Ganz am Ende der Hügelgräberbronzezeit erscheinen dekorative Tassen und Kannen mit Kerbschnittverzierung. Ihre Muster schnitt man in den angetrockneten Ton ein.
Urnenfelderkultur
Ab dem 13. Jahrhundert v. Chr. Änderten sich allmählich die Formen von Bestattung und Beigaben. Die Verbrennung der Toten und die Beisetzungen der Asche in Urnen auf Gräberfeldern wurde die Regel, so dass diese Epoche „Urnenfelderkultur“ (ca. 1200 – 800 v. Chr.) genannt wird. Sie war mit vielen regionalen Untergruppen über große Teile Europas verbreitet.
Im Bereich der Stadt Mühlheim sind mehrere Siedlungen nachgewiesen, darunter eine östlich von Dietesheim an der B 43, eine weitere auf halben Weg zwischen Dietesheim und Lämmerspiel, sowie je eine an der Bieber nahe dem evangelischen Gemeindezentrum und am westlichen Ende der Ebertstraße.
Die entsprechenden Flachgräber enthielten oft nur Keramikbeigaben, aber auch einfache Schmuck- oder Trachtenbestandteile aus Bronze. Auffallend sind vor allem in umfangreicher ausgestatten Gräbern, die auch mit regelrechten Steinkisten umgeben sein können, Beigefäße mit scharfen Randnicken und sorgfältig geglätteten, teils schwarz gefärbten Wanderungen, auch als „Adelskeramik“ bezeichnet.
Zwei der seltenen Steinkammergräber dieser Epoche wurden 1972 und 1975 am Gailenberg in stark beschädigtem Zustand entdeckt und die noch vorhandenen Reste geborgen, darunter zwei bronzene Tüllenpfeilspitzen.
Die Technik des Bronzegusses (Beile, Pfeil- und Lanzenspitzen, Schwerter, Sicheln, Messer, Frauenschmuck) erreichte in dieser Zeit einen Höhepunkt. Der Fund von drei Bronzelappenbeilen am Grünen See 1925 weist auf die jetzt häufiger werdenden Deponierungen hin. Zusammen mit den beiden Bronzeschwertern, die vielleicht als Opferungen außerordentlich wertvoller Metallgegenstände anzusehen sind, scheint beides ein Symptom für unruhige Zeiten gewesen zu sein.
Ab dem 13. Jahrhundert v. Chr. änderten sich allmählich die Formen von Bestattung und Beigaben. Die Verbrennung der Toten und die Beisetzungen der Asche in Urnen auf Gräberfeldern wurde die Regel, so dass diese Epoche "Urnenfelderkultur“ (ca. 1200 – 800 v. Chr.) genannt wird. Sie war mit vielen regionalen Untergruppen über große Teile Europas verbreitet.
Im Bereich der Stadt Mühlheim sind mehrere Siedlungen nachgewiesen, darunter eine östlich von Dietesheim an der B 43, eine weitere auf halben Weg zwischen Dietesheim und Lämmerspiel, sowie je eine an der Bieber nahe dem evangelischen Gemeindezentrum und am westlichen Ende der Ebertstraße. Die entsprechenden Flachgräber enthielten oft nur Keramikbeigaben, aber auch einfache Schmuck- oder Trachtenbestandteile aus Bronze. Auffallend sind vor allem in umfangreicher ausgestatteten Gräbern, die auch mit regelrechten Steinkisten umgeben sein können, Beigefäße mit scharfen Randnicken und sorgfältig geglätteten, teils schwarz gefärbten Wanderungen, auch als „Adelskeramik" bezeichnet.
Zwei der seltenen Steinkammergräber dieser Epoche wurden 1972 und 1975 am Gailenberg in stark beschädigtem Zustand entdeckt und die noch vorhandenen Reste geborgen, darunter zwei bronzene Tüllenpfeilspitzen. Die Technik des Bronzegusses (Beile, Pfeil- und Lanzenspitzen, Schwerter, Sicheln, Messer, Frauenschmuck) erreichte in dieser Zeit einen Höhepunkt. Der Fund von drei Bronzelappenbeilen am Grünen See 1925 weist auf die jetzt häufiger werdenden Deponierungen hin. Zusammen mit den beiden Bronzeschwertern, die vielleicht als Opferungen außerordentlich wertvoller Metallgegenstände anzusehen sind, scheint beides symptomatisch für unruhige Zeiten gewesen zu sein
Schon gegen Ende der Urnenfelderkultur taucht als Import aus dem Süden ein neuer Werkstoff auf, der sich besser als Bronze zur Herstellung von Geräten und Waffen eignete: Eisen. Da es auch bei uns in Form von Raseneisenerz verbreitet vorkommt, entwickelten sich bald lokale "lndustriestandorte" mit kleinen Schmelzöfen wie östlich von Dietesheim an der B 43 oder nahe der Käsmühle. Dagegen wurde Schmuck nach wie vor aus Bronze hergestellt. Die ältere Phase dieser Epoche heißt Hallstattzeit (um 800 – 500 v. Chr.) nach dem Hauptfundort Hallstatt in Österreich. Im Verbreitungsgebiet dieser Kultur lag unsere Region an deren nördlicher Peripherie, so dass z. B. die Keramik noch Formelemente vorangegangener Kulturen beibehielt. Hinsichtlich der Bestattungen lebte die Sitte der Grabhügel wieder auf, z. B. mit zahlreichen Hügeln im Mühlheimer Stadtwald nahe der südlichen Gemarkungsgrenze, wo aber auch Tote der jüngeren Eiszeit beigesetzt sind. Es gab Brand- und Körpergräber.
Vermutlich zu einem Grab gehörte ein großes Gefäß aus einer Dietesheimer Sandgrube im Gewann "ln der Girnhecke" südlich der B 43. Auch drei Körpergräber in einem kleinen, durch Sandabbau und Kriegseinwirkungen gestörten Gräberfeld am Gailenberg konnten aufgrund ihrer Beigaben der Hallstattzeit zugeordnet werden. Der dort gefundene Trachtenschmuck zeigt das Rhein-Main-Gebiet als Durchgangsregion mit Kulturgut aus allen Nachbargruppen. Weitere hallstattzeitliche Gräber fanden sich in einem sandig-kiesigen Gebiet östlich des heutigen Sportzentrums, ebenso südlich der Straße von Lämmerspiel nach Steinheim. Hallstattzeitlich ist auch das bekannte Wagengrab von Rumpenheim. Es enthielt die Bestattung eines Mannes auf einem vierrädrigen Wagen mit weiteren Beigaben - ein deutliches Statussymbol in einer differenzierten Gesellschaft.
Die Latenekultur entwickelte sich zu Beginn des 5. Jahrhunderts v.Chr. aus der Hallstattkultur zu einer eigenständigen Kulturform. Diese hatte ihren stärksten Einfluss in der Zeit von 450 v. Chr. bis 50 n. Chr. Träger der Latenekultur sind seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. die Kelten. Zu den Besonderheiten der Kultur gehörten Schmuck aus Glas, wie z. B. Glasarmringe, Fingerringe und Ringperlen.
Das inzwischen berühmt gewordene, seit 1994 erforschte keltische Zentrum auf dem Glauberg in der Wetterau mit üppig ausgestatteten Adelsgräbern, deren Reichtum vermutlich aus den Salinen von Bad Nauheim stammte, gehört in diese frühe Phase im 5. Jahrhundert v. Chr. Sein Einfluss reichte bis hierher: Ein Teil des dort im Met nachgewiesenen Honigs stammte laut Pollenanalyse wohl aus unserer Region.
Die meisten Siedlungen jener Zeit waren jedoch Weiler und kleine Dörfer mit einfachen Holzbauten und bescheidenem Inventar. Ein Siedlungsplatz mit Keramik aus der frühen und mittleren Latenezeit sowie einem großen Mahlstein (Napoleonshut) fand sich östlich des Dietesheimer Friedhofs an der Einmündung des Südrings in die B 43.
Die Fundkarten zeigen außerdem, dass in der Latenezeit auch die Gebiete zu beiden Seiten der Bieber dicht besiedelt waren. Gefäßscherben fanden sich bis in die Gegend der Käsmühle, wo Verhüttungsanlagen für das dort vorkommende Raseneisenerz standen. Ein frühlatenezeitliches Kriegergrab entdeckte man 1926 an der Straße von Lämmerspiel nach Steinheim. Als Beigaben fanden sich neben einer Tonflasche noch eine Lanzenspitze und ein Schwert, beide aus Eisen.
Latenegräber am Gailenberg enthielten in der Frühzeit sowohl Körper- als auch Brandbestattungen; in der Mittellatenezeit setzte sich die Brandbestattung durch. Neben Gefäßen wurden Toten bronzene Arm- und Schläfenringe, sowie Fibeln mitgegeben, mit denen man die Gewänder zusammensteckte, außerdem eiserne Gürtelhaken.
Rasiermesser aus Eisen, sowie Schmuck aus Glas und Bernstein erscheinen bei uns erst in der Mittellatenezeit, gleichzeitig oder noch viel später die ersten Gold- und Silbermünzen ("Regenbogenschlüsselchen"). Die Keramik ist sehr vielfältig in der Form, teilweise bemalt und jetzt fast immer auf der Töpferscheibe gedreht.
Die Epoche der römischen Besatzung:
Auf Mühlheims Stadtgebiet wurden relativ wenige römische Funde entdeckt.
In der Nähe der Birkenwaldstraße 25 wurde vor etwa 35 Jahren ein Silberdenar mit dem Bild der Annia Galeria Faustina Mater, der Gattin von Antonius Pius gefunden. Diese Münze wurde zwischen 141 und 161 n. Chr. Nach ihrem Tod geprägt. Sie befindet sich im Stadtmuseum Mühlheim am Main.
Silberdenar mit der Büste der Annia Galeria Faustina Mater.
An der Roten Warthe entdeckte Jakob Renk zwischen 1911 und 1928 den oberen Stein einer römischen Handmühle. Das Stück gelangte ins Stadtmuseum Offenbach und wurde 1944 beim Bombenangriff zerstört.
1953 entdeckte Josef Waitz auf seinem Grundstück Friedrichstraße 17 einen Merkurstab.
Beim Kanalbau Mühlheim - Dietesheim wurde in Höhe der Häuser Dietesheimerstraße 91 in ca. 60 cm Tiefe ein kleiner römischer Tonkrug geborgen.
Germanen:
Eine Übergangsphase von den späteren Kelten zu den anfangs nur schub- und zeitweise einwandernden verschiedenen Germanengruppen ist archäologisch bisher nur aus der früheren Gemarkung Lämmerspiel andeutungsweise belegt. Auswärtige Funde lassen eine rasche Aufnahme germanischer Strukturen durch die keltische Bevölkerung vermuten.
Nachdem der Limes um 260 n. Chr. wegen der vordringenden Alemannen aufgegeben und auch die römische Rheingrenze 406 n. Chr. zusammengebrochen war, durchzogen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen das Rhein-Main-Gebiet, hinterließen aber meist keine archäologischen Spuren. Im Kreisgebiet sind jedoch einige alemannische Siedlungen nachgewiesen, die in den nachfolgenden fränkischen aufgingen.
Die fränkische Kolonisation:
Eine dichtere Besiedlung, die etwa der Verteilung der heutigen Orte entspricht, entwickelte sich erst durch die Eingliederung der Untermaingebiets in das fränkische Reich um 500 n. Chr. Und den darauf folgenden Landesausbau.
Etwa zu dieser Zeit nahm König Chlodwig I den christlichen Glauben an, der zum Bindeglied zwischen der fränkischen Königsmacht und der römisch-katholischen Kirche wurde. Die Franken, aus mehreren germanischen Gruppen entstanden und ursprünglich am Niederrhein ansässig, hatten schon vor 500 n. Chr. große Teile des ehemaligen weströmischen Reiches erobert. Daher kannten sie spätrömische Kolonisations- und Verwaltungsformen und übertrugen sie auf die gewonnenen Gebiete.
Viele Orte unserer Region belegen durch die Endung ihres Namens auf –heim, dass sie im Rahmen der „fränkischen Kolonisation" bis zum 8. Jahrhundert entstanden sind. Für Mühlheim und besonders für Dietesheim lässt sich diese Herkunft auch archäologisch untermauern:
1934 wurde bei Pflasterarbeiten vor dem Haus Bettinastraße 5 ein Skelett gefunden. Bei dem sich eine Lanzenspitze sowie ein verloren gegangenes Kurzschwert (vermutlich ein Sax) befanden. Nach Auskunft des Bürgermeisters waren in diesem Bereich schon mehrfach Skelette freigelegt worden, denen man aber keine weitere Beachtung geschenkt hatte. Das ist insofern schade, als es sich hier höchstwahrscheinlich um die Bestattungen eines fränkischen Reihengräberfriedhofs gehandelt hat. Vielleicht hätten sie weitere Informationen über die Anfänge von Dietesheim liefern können.
Ob die 1971/72 entdeckten vier merowingerzeitlichen Gräber in der „Teufelskaute" schon in einem Bezug zu dieser Siedlung standen, muss allerdings offen bleiben.
Für Mühlheim gibt es dagegen bisher nur einen einzigen archäologischen Nachweis aus karolingischer Zeit: eine Lanzenspitze, gefunden von dem Schüler Roland Eitel nicht weit vom ursprünglichen Standort des Seligenstädter Abtshofs. Noch während der Karolingerzeit setzte verstärkt die schriftliche Dokumentation wichtiger historischer Ereignisse ein. Mit dem Übergang zur geschriebenen Geschichte endet auch diese Skizze einer „Geschichte aus dem Boden".