Städtepartnerschaft Saint-Priest

Europäisches Selbstverständnis entwickelt sich aus der unmittelbaren Begegnung der Menschen und aus der Erkenntnis gemeinsamer Aufgaben, Ziele und Interessen. Der Austausch über ähnliche Schwierigkeiten und Problemlagen kann der politischen Arbeit neue Impulse geben. In diesem Sinn ist die Zusammenarbeit und Partnerschaft der Stadt Mühlheim am Main mit Saint-Priest (Frankreich) ein wegweisendes Projekt.

Am 20. Mai 1966 wurde im feierlichen Rahmen in Mühlheim am Main die Verschwisterungsurkunde von dem damaligen Bürgermeister von Saint-Priest, Charles Ottina, und dem damaligen Mühlheimer Bürgermeister, Werner Grasmück, unterzeichnet.

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Die Stadt Saint-Priest  

Saint-Priest ist eine französische Stadt mit 49.193 Einwohnenden (Stand 1. Januar 2022) im Ballungsraum von Lyon. Administrativ gehört sie zum Arrondissement Lyon und zur Métropole de Lyon in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Einwohnerinnen und Einwohner des Orts heißen San-Priots.

Saint-Priest hat vor allem in den 1960er und 1970er Jahren ein rasantes Wachstum erlebt (Einwohnerzahl 1962: 10.681, 1982: 42.677). Die Stadt ist ein bedeutender Industrie­standort, unter anderem mit der Hauptverwaltung und einem Lastwagen­werk von Renault Trucks (dem früheren Berliet-Werk) und der Hauptverwaltung des Busherstellers Irisbus.

 Saint-Priest unterhält auch eine Städtepartnerschaft mit Arezzo in Italien.

Wie alles begann

Alles war noch am Anfang in jenen Jahren nach 1950. Man wusste sich auf dem Weg in ein helleres Europa, aber auf diesem Weg lagen noch die Schatten der nahen Vergangenheit. Nichts war selbstverständlich von dem, was später zu den Selbst­ver­ständlichkeiten gehören sollte. Die Deutschen umgab in ihrem europäischen Umfeld Versöhnungsbereitschaft ebenso wie Argwohn. Wichtige Impulse gingen bei der Annährung der Kommunalpolitik aus. 

1962 wurde der Gedanke einer Städtepartnerschaft erstmals konkret in den Gremien der Stadt behandelt. Dabei kreisten die ersten Überlegungen um eine französische Stadt gleichen Namens, um Moulins-sur-Allier also Mühlheim an der Allier. Die Namensgleichheit ließ eine Verbindung reizvoll erscheinen. Indes, dieses französische Mühlheim erwies sich als bereits vergeben.

Gleichwohl, der Wusch blieb beständig, auch in der Bürgerschaft. Die Ruderfreunde brachten eine englische Stadt ins Gespräch, der Sängerchor verwies auf eine holländische, die Feuerwehr auf das lothringische Bitche.

Den Durchbruch brachte der Mai 1965 mit dem Besuch französischer Kommunal­politiker aus dem Raum Lyon bei der Deutschen Sektion in Mühlheim am Main. Unter den Gästen befand sich Paul Doutre aus Villeurbanne, dem beim Betrachten der Stadt Mühlheim am Main etwas auffiel: „Dieses Mühlheim entspricht ziemlich genau den Vorstel­lungen, die der Kollege Charles Ottina von einer Partnerstadt für sein Saint-Priest hat. Es wird Ottinas Wünschen gerecht in der Einwohnerzahl, in der Struktur, in seiner Nähe zu einer Metropole und es hat, wie dem Kollegen Ottina vorschwebt, einen jungen Bürgermeister.“ In Mühlheim hatte gerade der junge Werner Grasmück die Nachfolge des Anton Dey angetreten.

Die Bürgermeister nahmen Kontakt auf und tauschten Briefe aus. Im Oktober 1965 beschloss dann die Stadtverordnetenversammlung, dass eine Abordnung aus Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung, des Magistrats und jungen Bürgern, die der französischen Sprache mächtig sind, gebildet werden und vom 10. bis 12. Februar 1966 nach Saint-Priest reisen sollte. Nun ging alles sehr schnell. Die Stadtverordneten Mühlheims folgten der Empfehlung ihres Haupt- und Finanz­aus­schusses, mit der französischen Stadt Saint-Priest eine Städtepartnerstadt einzugehen. Sie sollte im Mai des gleichen Jahres in feierlicher Form vollzogen werden, als sich die Delegation aus Saint-Priest zum Gegenbesuch in Mühlheim aufhielt.

Jährliche Begegnungen

Im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Mühlheim am Main und Saint-Priest finden jährlich wechselnde Begegnungen statt. In einem Jahr reisen Gäste aus Saint-Priest zur Mühlheimer Kerb, der Gegenbesuch der Mühlheimer erfolgt im Jahr darauf zum Herbstmarkt in Saint-Priest.