Informationen und Statements zur Haushaltsrede des Bürgermeisters zum Haushalt 2015
Die finanziellen Rahmenbedingungen der Stadt
haben sich trotz aller Einsparungen und Steuererhöhungen des letzten Jahres
erheblich verschlechtert.
„Alle Anstrengungen reichen nicht aus, unsere
Ausgaben mit unseren Einnahmen zu decken“, führt
Bürgermeister und Kämmerer Daniel Tybussek in den Haushalt 2015 ein.
Im Jahr 2015 stehen den Einnahmen in Höhe
von 47.508.875 € Ausgaben in Höhe von 55.169.902 € gegenüber. Das ergibt
einen erheblichen Fehlbetrag von 7.661.027 €, der durch Kredite
finanziert werden muss.
„Die Menschen fragen sich zu recht, warum wir
nicht in der Lage sind in Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen einen ausgeglichenen
Haushalt aufzustellen“, zeigt sich Daniel Tybussek verständnisvoll und fragt: „Leisten
wir uns etwa zu viel?“
Die Steuereinnahmen zählen nämlich im
Jahr 2015 mit 32.754.000 € mit zu den höchsten Einnahmen seit
Einführung der Doppik im Jahre 2009. Dennoch verbleiben davon nur knapp 14,8
Mio. € zur Finanzierung aller Aufgaben in der Mühlenstadt.
Das war nicht immer so. Im Vergleich zu 2008
stünden bei denselben Rahmenbedingungen 5,4 Mio. € mehr zur Verfügung und ein Haushaltsausgleich
damit in erreichbarer Nähe – eine Ursache für die erhebliche finanzielle
Schieflage in der Stadt Mühlheim, der es wie fast allen Kommunen in Hessen
finanziell schlecht geht und die unter einer strukturellen Unterfinanzierung
leidet.
„Das Konnexitätsprinzip („wer bestellt, bezahlt“) wird weiterhin nicht
eingehalten und wir müssen immer wieder Aufgaben erfüllen, die Bund oder Land
beschlossen haben, ohne dafür die finanziellen Mittel zu erhalten, wie
beispielsweise in der Kinderbetreuung“, zeigt Bürgermeister Daniel Tybussek die Ursachen
auf.
Deshalb wurde auch gerichtlich festgestellt,
dass die finanzielle Versorgung der Kommunen durch das Land nicht der
hessischen Verfassung entspricht und über 340 Mio. € Jahr für Jahr den Städten
und Gemeinden entzogen werden. Das Land Hessen beabsichtigt dies aber erst zum
spätmöglichsten Zeitpunkt (im Jahr 2016) zu ändern.
Dennoch befasst sich die Stadt seit Jahren mit
der steigenden Verschuldung. So wurde bereits im Jahr 2006 ein Haushaltssicherungskonzept
aufgestellt, dessen Neuausrichtung 2013 erfolgte. „Konsequentes Sparen, die
Erschließung und Durchsetzung von Einnahmepotenzialen, ausgeglichene
Gebührenhaushalte und die stetige Überprüfung der Kostendeckungsgrade und
freiwilliger Leistungen sind fortlaufende Tätigkeiten der Finanzverwaltung
geworden“, berichtet Daniel Tybussek aus der alltäglichen Praxis
„Alle Ausgaben werden dabei ständig hinterfragt
und auf das minimalste Niveau reduziert. Dies hat dazu geführt, dass die Ergebnisse
seit 2006 um über 12,5 Mio. € verbessert wurden.“ In 2015 soll das
Ergebnis um insgesamt rund 2,5 Mio. € verbessert werden. So sind neben den bereits erfolgten Gebühren-
und Steuererhöhungen und den bereits erzielten Einsparungen weitere Reduzierungen
im Bereich Personal (250.000 EUR) und
bei Instandhaltungen im Straßenbau (200.000 EUR) geplant. „Wir hinterfragen bei
Renteneintritt und Fluktuation die Notwendigkeit der zu erledigenden Aufgaben
und suchen nach Synergien im Rathaus. Letztendlich müssen wir Leistungen zu
streichen und Aufgaben reduzieren - ob wir dies dauerhaft ohne
Serviceeinschränkungen für die Bürgerinnen und Bürger schaffen, ist eher nicht
zu erwarten“, verdeutlicht Tybussek.
Zudem zeigt die interkommunale und
intrakommunale Zusammenarbeit erste Erfolge. So wurde beispielsweise bei der
Straßenreinigung und beim Friedhof die Zusammenarbeit mit Offenbach auf den Weg
gebracht. Die Stadt steht mit ihren Gesellschaften in engem Austausch und sucht
auch hier nach Einsparpotenzialen. „Da sich die Gesellschaften über Jahre
verselbstständigt hatten wird dies ein langer Weg, bis finanzielle Erfolge
erzielt werden können,“ weist Tybussek auf die bekannte Problematik hin. „Oft muss
gewartet werden, bis entsprechend langfristige Dienstleistungsverträge
auslaufen.“
Zudem sollen ein Mehrertrag durch den Wegfall
der Deckelung bei der Spielapparatesteuer in Höhe von EUR 80.000 und
fachbereichsübergreifende Einsparungen in Höhe von EUR 325.000 erzielt werden.
Trotzdem steuert Mühlheim im Jahr 2018 auf 67
Millionen EUR Schulden zu.
„Die schwindelerregende Zahl relativiert sich,
wenn man die Entwicklung der Sozialausgaben und der zu leistenden Umlagen an
Kreis, für Schulen oder das Land separat betrachtet. Ohne die enormen
Steigerungen der letzten Jahre in diesen Bereichen hätten wir „nur“ 22
Millionen EUR Schulden in 2018 zu erwarten“, erläutert Tybussek.
So wurden zur Erfüllung und Einhaltung der
gesetzlichen Vorgabe über 150 neue Betreuungsplätze geschaffen oder auf den Weg
gebracht. Dazu kommen noch zu leistende zusätzliche Aufwendungen von mehr
als 23 Mio. € durch die stetig ansteigende Kreis- und Schulumlage oder
die Einführung der Kompensationsumlage seit 2009. Insgesamt reichen die
erheblichen Konsolidierungsmaßnahmen also nicht aus, den überproportionalen
Anstieg der Sozialausgaben und die Umlageverpflichtungen zu kompensieren. Bei
diesen Rahmenbedingungen ist die Schuldentilgung ohne Neuordnung des kommunalen
Finanzausgleichs kaum möglich.
Mit der Haushaltsgenehmigung in diesem Jahr hat
die Kommunalaufsicht die Stadt Mühlheim zum Haushaltsausgleich bis spätestens
2020 verpflichtet.
„Das bedeutet, dass wir den heutigen Fehlbetrag
von gut 7,5 Mio. € in den nächsten 6 Jahren auf 0 € reduzieren müssen und
jährlich mindestens 1,25 Mio. € einzusparen oder durch neue Einnahmen zu
erwirtschaften haben. Wenn man bedenkt, dass unsere freiwilligen Leistungen,
die nach Vorgabe der Aufsichtsbehörden zuerst Kürzungen unterliegen sollen, nur
rund 3,0 Mio. € betragen, zeigt sich unsere dramatische finanzielle Situation,“ so Tybussek.
„Selbst ein Schließen beispielsweise unserer
Stadtbücherei, der Willy-Brandt-Halle und das Streichen aller Unterstützung unserer
Vereine, Ferienspiele und Seniorenfahrt würde nicht zu einem ausgeglichenen
Haushalt führen!“
Dabei gilt es, gerade das ehrenamtliche
Engagement der Mühlheimer Bevölkerung zu unterstützen und zu erhalten. Ohne
diesen bürgerschaftlichen Einsatz könnten die vielfältigen Angebote und
Leistungen in Sport, Kultur oder Sozialem nicht angeboten und finanziert
werden.
„Die Auswirkungen auf unsere Lebensqualität und
den sozialen Frieden unserer Stadt wären kaum vorstellbar und Mühlheim würde
viel von ihrer Attraktivität verlieren. Eine Änderung der Rahmenbedingungen ist
damit nötiger denn je, denn wie gezeigt hat sich das finanzielleUmfeld seit
2008 wesentlich verschlechtert und wir hätten bei gleichen Rahmenbedingungen
fast keine finanziellen Sorgen und Nöte und einen ausgeglichenen Haushalt.“
Da es in Zeiten leerer Kassen umso wichtiger
ist, das knappes Geld dort einzusetzen, wo es am meisten gebraucht wird,
erhofft sich Bürgermeister Daniel Tybussek Anregungen, Ideen und Vorschläge im
Rahmen des Bürgerhaushalts aus der Bevölkerung. Dieser startet am Montag, dem 29. September 2014 in seine
aktive Beteiligungsphase, die am Montag,
dem 20.
Oktober 2014 endet.
Bürgermeister und Kämmerer Daniel Tybussek erhofft
sich für die Haushaltsberatungen eine konstruktive Atmosphäre und ein
miteinander: „Ich hoffe, dass sich alle Mandatsträger der Situation bewusst
sind und gemeinsam zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger handeln“. Abschließend
dankt er seinen Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung für die Erstellung des
Haushaltsplanes.