Pressemitteilung des Kreises Offenbach - Fährbetrieb soll eingestellt werden
Der Kreisausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstag, dem Kreistag empfohlen, den Betrieb der Mainfähre von Mühlheim nach Maintal-Dörnigheim dauerhaft einzustellen. Das Fährschiff MS Dörnigheim sowie die zugehörigen Nebenanlagen sollen veräußert beziehungsweise verwertet werden. Die endgültige Entscheidung wird der Kreistag am Mittwoch, 24. Juni 2020, treffen. Damit wird die fast 120-jährige Geschichte der Fährstelle auf dem Main beendet.
Gemeinsam mit dem Main-Kinzig-Kreis sowie den Städten Maintal und Mühlheim hat der Kreis Offenbach nach Lösungen gesucht, unter anderem auch eine Erledigung in Eigenregie geprüft. Insgesamt neun Interessenten hatten sich im Laufe der Zeit – auch noch nach Beendigung des offiziellen Ausschreibungsverfahrens – beworben. Alle Alternativen sind an der Frage des Personals gescheitert. Es hat sich herausgestellt, dass die Fährverbindung nicht ohne weiteres aufgenommen werden kann und der Betrieb dieses Fährmodells technisch anspruchsvoll ist. Dabei wurde immer wieder deutlich, dass es für die Suche nach Fährleuten mit Patent keinen Markt gibt. Die Ausbildung von Fährleuten ist ohne geeignete Ausbilder nicht durchführbar. Es ist festzustellen, dass entsprechendes Fachpersonal fehlt. Neben einem wirtschaftlichen Betriebsmodell ist vor allem der Einsatz von zuverlässigem und kompetentem Personal unerlässlich. Unser Versuch mit einem motivierten, aber branchenfremden Betreiber die Fährverbindung wieder aufzunehmen, ist im vergangenen Sommer direkt gescheitert.
Ein weiterer Aspekt, der der Entscheidung zu Grunde liegt, ist ein möglicher Business Plan. Einer mit rund 417.000 Euro relativ knapp kalkulierten Kostenseite stehen optimistisch geschätzte Einnahmen in Höhe von etwa 234.000 Euro gegenüber. Daraus ergibt sich ein Defizit von rund 183.000 Euro im Jahr. Unabhängig von Kosten spricht gegen eine Eigenerledigung durch die Kommunen die Beschränkung bei der wirtschaftlichen Betätigung nach Paragraf 121 Hessische Gemeindeordnung. Demnach darf sich eine Gemeinde unter anderem nur wirtschaftlich betätigen, wenn der Zweck nicht ebenso gut und wirtschaftlich durch einen privaten Dritten erfüllt wird oder erfüllt werden kann. In nur gut vier Kilometer Entfernung fährt die Mainfähre Rumpenheim als privates Unternehmen ohne öffentliche Zuschüsse. Deswegen ist ein Betrieb der Mainfähre von Mühlheim nach Maintal mit erheblichen öffentlichen Zuschüssen nicht zu rechtfertigen.
Zeitplan:
28. Juni 2017 Kreistagsbeschluss: Untersuchung der Wirtschaftlichkeit der Fähre und Sachstandsbericht
9. Oktober 2017 Kreisausschussbeschluss: Fristlose Kündigung des bestehenden
11. Oktober 2017 Einstellung des Fährbetriebes
24. Oktober 2017 Vorlage des Sachstandsberichts im Kreistag
31. Oktober 2017 Übergabe der Fähre an den Kreis Offenbach vom ehemaligen Pächter
Anfang 2018 Start ergebnisoffenes Markterkundungsverfahren
10. Juli 2018 Vereinbarung einer gemeinsamen Lösung für den Erhalt des Fährbetriebes von beiden Kreisen und Städten
20. August 2018 Kreisausschussbeschluss: Ausschreibung des Fährbetriebs
14. Sept. 2018 Submission
Dezember 2018 Reparatur der Winde der Hochseilanlage mit anschließender Magnetinduktiver Seilprüfung
März 2019 Start der Maler- und Metallarbeiten
April 2019 Abschluss Verwaltungsvereinbarungen von beiden Kreisen und Städten; Entscheidung, Landrevision vorzuziehen
26. Juni 2019 Landrevision mit Ausstellung des vorläufigen Fährzeugnisses
4. Juli 2019 Zuwasserlassung der MS Dörnigheim
8. Juli 2019 Offizielle Wiederaufnahme des Fährbetriebes und Havarie
26. August 2019 Kreisausschussbeschluss: Kündigung des Vertrags mit dem Betreiber
9. Sep. 2019 Kreisausschussbeschluss: Vergleich und Neuausschreibung
14. Oktober 2019 Verlegung der MS Dörnigheim auf einen Liegeplatz im Frankfurter Osthafen
14. Nov. 2019 Veröffentlichung der Ausschreibung des Fährbetriebs
6. Dez. 2019 Submission
30. Januar 2020 Beendigung des Vergabeverfahrens
2. Juni 2020 Kreisausschussbeschluss: Empfehlung an den Kreistag, den Fährbetrieb einzustellen