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Seit 35 Jahren als Künstlerin in Mühlheim für Mühlheim

Kalligrafie-Dozentin der VHS spricht über ihre Arbeit

Wenn sie über ihre Arbeit als Künstlerin spricht, verändert sich ihr Gesichtsausdruck. Als Zuhörer merkt man sofort, dass es für sie keine Arbeit im eigentlichen Sinn ist, wenn sie sich mit Papier und Farben an einen Tisch setzt, sondern eine Leidenschaft. „Wenn ich meine Ideen umsetze, schalte ich die Umwelt aus – konzentriere mich nur auf mich“, erzählt Ingeborg Herold, Mühlheimer Kalligrafin, mit ausdrucksvoller Stimme. „Dann vergesse ich die Welt um mich herum.“
Und dennoch ist Herold keine introvertierte Künstlerin ohne Bezug zur Umwelt, sondern sie will ihre Kunst in die ganze Welt tragen. Sie will Menschen für Kunst begeistern, andere Menschen zur Kunst führen. Manch einer wird sagen, das sei ein unerreichbares Ziel, dass wir in einer Gesellschaft leben würden, in der das Interesse an Kunst und Kultur verkümmert, dass besonders Kinder und Jugendliche nicht mehr für solche Dinge zu begeistern seien. Doch Herold belehrt diese Menschen eines Besseren. Sie kämpft gegen den Vorwurf einer kulturlosen Gesellschaft an, indem sie Schülergruppen in die Kunst der Kalligrafie einführt und bei ihnen so das Bewusstsein für die Kunst weckt. „Das Interesse ist da, das Problem ist nur häufig, dass den Kindern und Jugendlichen der Zugang fehlt. Niemand sagt, dass das nicht anstrengend ist, aber es macht auch sehr viel Spaß, wenn man sieht, wie sich diese jungen Menschen entwickeln und eigene Ideen umsetzen“, berichtet Herold. Sie arbeitete zusammen mit Schulen, leitete Schülerklassen im Klingspormuseum und holte den ersten Preis mit einem Schulprojekt bei „Kinder zum Olymp“.
Die Liste ihrer schriftkünstlerischen Tätigkeiten ist lang: Ausstellungen in zahlreichen Städten Deutschlands, in Italien, den USA, in Japan und Südkorea, in Belgien und in der Schweiz; Lehrtätigkeiten in fast ebenso vielen Ländern, unter anderem seit genau 30 Jahren an der Volkshochschule Mühlheim. Ganz besonders stolz ist Herold, dass sie in die Akademie der Künste in Berlin aufgenommen wurde. „Es freut uns sehr, dass wir eine so renommierte Künstlerin an der VHS und in unserer Stadt haben“, betont Bürgermeister Daniel Tybussek, der sich bei einem Gespräch mit der Kalligrafin ihre Arbeiten zeigen ließ und ihrer Lebensgeschichte lauschte. So viel Lob winkt die weltweit bekannte Herold bescheiden ab: „Ich versuche doch nur das, was ich gut kann, auch anderen Menschen zugänglich zu machen.“ Dass sie ihr Handwerk beherrscht, davon kann man sich auch in Mühlheim überzeugen – beispielsweise in der Gustav-Adolf-Kirche, wo die Jahreslosung in künstlerischer Gestaltung hängt, in der Vergangenheit bei Ausstellungen im Stadtmuseum, im Rathaus oder bei VHS-Jubiläen.
Ihre Ideen entwickelt Herold auch mal nachts: „Wenn ich nicht schlafen kann, kommen mir recht gute Ideen.“ Ist der Gedanke erst einmal gefasst, geht es in die Gestaltungsphase. Sie arbeitet immer mit viel Liebe zum Detail: „Jedes Bild ist ein Unikat und soll auch so behandelt werden.“
Herold nutzt die Kalligrafie, um ihre Ideen zu verwirklichen, und das macht sie seit mehreren Jahrzehnten passioniert und engagiert. „Und wenn die Menschen Freude an Kalligrafien haben oder selbst schreiben und dabei glücklich sind, ist das ein wunderbarer Lohn für meine Arbeit“, sagt Herold, während sie ihre große Mappe mit den bunten Bildern schließt, auf dem Weg zu einem neuen Kunstwerk.