Lesung mit Bettina Kaminski – Bücherverbrennung in Mühlheim am Main
Am Donnerstag, 23.05.2024, haben das Mühlheimer Frauenbündnis und die Frauenbeauftragte der Stadt Mühlheim am Main zu einer Lesung mit Bettina Kaminski ins Kontakt-Werk eingeladen.
In mahnender Erinnerung an die Bücherverbrennung von 1933 wurden „verbrannte“ Texte der Autorinnen Irmgard Keun und Mascha Kaléko gelesen. Diese sind im Gegensatz zu vielen männlichen Autoren, die damals auch verfolgt und verboten wurden, heute weitaus unbekannter, da sie nach dem Krieg häufig nicht mehr an ihre Karrieren anknüpfen konnten.
In Mühlheim am Main fand am 26. Mai 1933 am ehemaligen Festplatz eine Bücherverbrennung statt. Bücherverbrennungen waren staatlich inszenierte und öffentlich durchgeführte Vernichtungen von Schriften, die als unmoralisch, ketzerisch oder hochverräterisch diffamiert wurden. Sie sind damit eine konkrete Bedrohung der freien Meinungsäußerung und Zeichen einer Politik der Gleichschaltung. Zeitungsberichte und fotografische Dokumentationen belegen, dass die Bücherverbrennungen hohen Anklang in der Bevölkerung fanden. Es gab viele Sympathisanten und Zuschauerinnen, die teilweise sogar Geld bezahlten, um an den Verbrennungen teilzunehmen.
Bettina Kaminski (Schauspielerin und Regisseurin) hat die Texte für den Abend kuratiert und präsentierte diese eindrücklich und gekonnt pointiert. Humor und politisches Feingefühl beider Autorinnen wurden von Kaminski kurzweilig in Szene gesetzt. Im voll besetzten Kontakt-Werk herrschte abwechselnd Schmunzeln und Kopfschütteln über die ausgewählten Textpassagen und den beschriebenen Zeitgeist. Die musikalische Begleitung von Andreas Seidl am Hang/Handpan rundeten den Abend gelungen und würdig ab.