Walter Seidel - Unermüdlich bis ins hohe Alter
Walter Seidels Geschichte, der heute seinen 89. Geburtstag feiert, begann für den in Schlesien geborenen unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg. Aus amerikanischer Gefangenschaft verschlug es ihn mit einem Freund zu dessen Eltern in die Gelnhausener Gegend. Mit seinem bewegten beruflichen Werdegang, der ihn vom Erntehelfer zum erfolgreichen Drogisten und später zum Drogeriegroßhändler machte, folgte auch die Erfüllung seines privaten Glücks. Drei Kinder kamen, und unlängst feierte man im Haus Seidel Diamantene Hochzeit.
Sein nächster Lebensabschnitt begann Anfang der 1990er Jahre mit dem Kauf eines Paars Inline Skates. Widerstand erfuhr er nur von seiner Frau, die an seinem Hobby vorerst keinen Gefallen finden wollte. Er trainierte seinerzeit auf dem Mainparkplatz in Offenbach. Erstmal eher zufällig half er damals einen Autofahrer, der beim Einparken Probleme hatte. Aber zu Seidels Überraschung zückte der Fahrer seinen Geldbeutel, um sich fürs Einwinken zu bedanken. So war eine Idee geboren, dank der Walter Seidel sein neues Hobby und den Willen, Gutes zu tun, verbinden konnte. Er machte weiter, rollerte und erwies sich für viele als rettender Engel in der Parklücken-Hölle.
Walter Seidel machte das natürlich nicht für sich selbst. Er spendete seine Einnahmen weiter. Zunächst an die Schlaganfallhilfe unter Prof. Stark im Offenbacher Stadtkrankenhaus. Dann an die Kinderklinik, wo das Geld dazu eingesetzt wurden, Eltern bei ihren totkranken Kindern Übernachtungen zu ermöglichen.
Auch das mediale Interesse an dem Mann, der da so unermüdlich Gutes für andere Menschen im Wortsinn ins Rollen brachte, blieb nicht aus. Und so kamen damals innerhalb von nur zwei Wochen 1000 Mark zusammen - Seidel war bekannt „wie ein bunter Hund“. Plötzlich bekam er nicht nur Geldstücke, sondern es gab auch ab und zu mal einen Schein. Insgesamt gelang es ihm auf diesem Weg, 3300 Mark für die Kinderklinik zu sammeln. Und auch die Hospizstiftung Mühlheim, die Osteoperosestiftung und die Seniorenstiftungen in Mühlheim gehörten zu den Begünstigten.
Die Rollschuhe hängte Walter Seidel erst mit 80 Jahren an den Nagel. Sein Sohn hatte ihm dazu geraten - was nicht heißt, dass er mit dem Sport abgeschlossen hat. Noch heute findet man ihn mindestens einmal die Woche im Fitnesscenter, wo er vielen Älteren als großes Vorbild dient.